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Artikel „Mir wurde plötzlich einfach alles zu viel!“

„Mir wurde plötzlich einfach alles zu viel!“

Eine Mutter berichtet von ihrem Anruf bei der Telefonseelsorge

Eigentlich war es ein völlig gewöhnlicher Dienstagmorgen gewesen. Niemand hatte verschlafen, es gab keine Ärgernisse wie fehlende Milch fürs Frühstücksmüsli oder angetrockneter Käse für das Pausenbrot. Und trotzdem hatte Anke Malschmann (*Name geändert) plötzlich das Gefühl, so einfach nicht mehr weitermachen zu können. „Mein Sohn Konrad war gerade in die vierte Klasse gekommen. Er suchte an diesem Morgen sein Sachkundeheft und schimpfte, weil er es nicht finden konnte. So wie auch seinen Schlüssel nicht und ein paar Tage davor den neuen Füller “, berichtet sie heute, ein Jahr später von diesem Moment.  Erst am Tag zuvor hatte sie eine Mitteilung von der Klassenlehrerin erhalten, weil Konrad zum wiederholten Male die Hausaufgaben in Mathe vergessen hatte. Darauf angesprochen, hatte der Neunjährige nur die Achseln gezuckt. „Und jetzt war auch noch das Heft unauffindbar! Mir wurde auf einmal alles zu viel. Dieser düstere Gedanke in meinem Kopf hat mir richtig die Luft weggedrückt: Wie sollte das denn bitte erst in der weiterführenden Schule werden?“

Dieses Thema beschäftigte Anke Malschmann quasi seit der ersten Klasse, denn Konrad war zwar ein pfiffiges Kind,  aber extrem verspielt und zu jedem Unfug bereit, und sie hatte nicht den Eindruck, dass es mit der Zeit  besser wurde. Ihr Ex-Mann interessierte sich nicht für das Thema Schule und bei ihren Freundinnen wollte sie sich nicht aussprechen, um Konrad nicht bloß zu stellen. Vor allem aber fühlte sie sich als Versagerin: Als Mutter war es doch ihre Aufgabe, ihren Sohn gut durch die Schule zu bringen! Oder zumindest voller Zuversicht darauf zu vertrauen, dass sich doch noch alles fügte! Aber diese nagenden Zweifel, die sich immer öfter in ein Gefühl von Hilflosigkeit und Wut verwandelten, zerstörten jeglichen Optimismus in ihr.  

Als Konrad endlich auf dem Schulweg war, blieb ihr noch eine knappe Stunde, bis sie ins Büro musste.  Sie wollte nicht wieder einen ganzen Tag mit Bauchschmerzen und quälenden Gedanken verbringen und griff zum Smartphone: im Bus hatte sie Werbung für die TelefonSeelsorge gesehen und rief einem spontanen Impuls folgend dort an. „Ich wollte einfach mal dieses Problem in Worte fassen und mit jemanden ganz offen reden, der mich nicht kennt und deshalb auch nicht verurteilen kann“, erzählt die 39-Jährige. Eine ältere Frau nahm das Gespräch entgegen. „Es war zuerst schon ein komisches Gefühl, mit jemand Fremden etwas so Emotionales zu besprechen. Aber ihre Freundlichkeit hat mir Mut gemacht.“

Und so berichtetet Anke Malschmann von all den Bedenken und Ängsten, die sie in Hinblick auf Konrads schulische Zukunft quälten. Außerdem von ihren Unzulänglichkeitsgefühlen als alleinerziehende Mama und der Sorge, dass sie Konrad durch ihren Vollzeitjob vernachlässige. Von den ständigen Magenschmerzen und der inneren Unruhe, wenn sie den Ranzen ihres Sohnes nach einem neuen Elternbrief durchsuchte. „Es ist tatsächlich so: das alles einfach mal frei auszusprechen, half schon. Ich musste sogar lachen, als ich berichtete, dass ich mich einmal über eine Stunde nicht getraut hatte, einen Briefumschlag zu öffnen – und dann steckte darin eine Einladung zum Kindergeburtstag!“   Doch das offene Ohr half der Wiesbadenerin nicht nur, ihre Gedanken zu sortieren. Gemeinsam mit der Telefonseelsorgerin suchte sie nach Veränderungsmöglichkeiten. Angefangen mit einem festen Platz, an dem Konrad all den kleinteiligen Schulkram verstauen kann, den man schnell verlieren konnte, etwa einem Etui, das zusätzlich zum Mäppchen im Ranzen steckte. Und der Idee, dass Anke Malschmann vielleicht doch mal das Angebot einer lokalen Familienberatung in Anspruch nehmen solle, weil es nämlich keinen Grund gibt, sich dafür zu schämen – ganz im Gegenteil. Und dass sie als Mutter auch mal etwas für sich allein zum inneren Ausgleich tun darf, zum Beispiel eine neue Sportart entdecken oder vielleicht eine neue Fernsehserie, die sie aus dem Gedankenstrudel reißt? Und vor allem: dass sie mit Konrad doch ruhig mal offen über die Schulsituation sprechen und ihm ihre Sorgen schildern kann, ohne ihm schlechte Gefühle zu bereiten oder zu schimpfen.

Nach einer Dreiviertelstunde legte Anke Malschmann  auf. Es ging ihr deutlich besser, obwohl sie natürlich wusste, dass kein Wunder zu erwarten sei. Das war auch gar nicht nötig: Heute besucht Konrad die 5. Klasse einer Integrierten Gesamtschule. Obwohl das Schuljahr noch recht jung ist, hat er bereits zwei Freunde gefunden, mit denen er sich sogar mittags einmal eigenständig zum Mathe-Lernen verabredet hat. Und neulich kehrte er nach wenigen Minuten vom Schulweg zurück, weil er seinen Sportbeutel vergessen hatte - das war ihm von selbst aufgefallen und er schaffte es mit dem Beutel auch noch rechtzeitig zum Bus. „Ich bin stolz auf ihn!“, sagt seine Mutter. „Natürlich gibt es immer noch anstrengende Situationen und es läuft längst nicht alles perfekt. Aber das ist ja ganz normal.“ Sie ist froh, damals bei der Telefonseelsorge angerufen zu haben. „Es war eine positive Erfahrung und hat mir wichtige Denkanstöße vermittelt. Ich bin dankbar für diese Möglichkeit und überzeugt, dass viele Menschen nicht nur in schlimmen Krisensituationen, sondern einfach auch in schwierigen Momenten von dieser Unterstützung sehr profitieren.“

Die Mitarbeiter der TelefonSeelsorge Mainz-Wiesbaden sind täglich 24 Stunden lang anonym und kostenfrei über Festnetz und Mobilfunk unter 0800/1110111 oder 0800/1110222 erreichbar. Weitere Informationen gibt es unter www.telefonseelsorge-mz-wi.de.

 

 

 

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